Liebe Swantje, wann hast du dein eigenes Blogazine gestartet und wie kam es dazu?
Gestartet habe ich Anfang April 2015, war jedoch bereits seit Januar 2105 mit der Planung, Konzeption und Umsetzung des Blogazines beschäftigt. Nachdem ich die Jahre zuvor Teil des Beauty-Teams der deutschen Cosmopolitan war und hierfür auch immer wieder auf Beautyblogs recherchiert habe, ist mir immer mehr aufgefallen, dass es in Deutschland keinen Beauty Blog gibt, der mir zu 100 Prozent zusagt. Bis auf zwei oder drei Blogs bzw. Blogazines besteht die deutsche Beautyblogger-Landschaft leider hauptsächlich aus Blogs mit Blümchen, Glitzer, Schmetterlingen und Foto mit Felluntergrund. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Deutschen in Sachen Beautyblogging da einen (Mega-)Schritt hinterher. Als meine Perspektiven bei der Cosmopolitan immer mehr geschwunden sind, habe ich mich von Zeit zu Zeit immer mehr mit dem Gedanken beschäftigt, meine Kontakte und mein Know-How im Beautybereich zu nutzen, selbst einen Blog aufzuziehen. Nach ein paar Monaten wusste ich: das wird’s! Zudem hatte sich die Cosmo-Karriere zu dem Zeitpunkt durch das unprofessionelle Verhalten des Verlags sowieso selbst an den Nagel gehängt. So habe ich gekündigt, wusste zu dem Zeitpunkt allerdings schon: ich blogge.
Wer liest The Original Copy?
Der Fokus meines Blogazines liegt auf Trends und News aus der Kosmetikbranche, daher besteht meine Leserschaft hauptsächlich aus Mädels im Alter zwischen 20 und 40, die einen ausgeprägten Sinn für Beauty, Ästhetik, Stil und Trends besitzen. Sie wohnen teilweise in deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Frankfurt, sitzen aber vermehrt auch auf ländlicheren Gebieten. Außerdem kommen auch viele Klicks aus dem Ausland. Ich schätze, da sitzen eben auch viele Auswanderer, die auf der Suche nach deutschen Blogs sind, die ihnen ein Stück Heimat schenken. Ich habe aber inzwischen auch schon öfters das Feedback erhalten, dass Mädels mein Blogazine lesen, die sich zuvor überhaupt nicht für Kosmetik interessiert haben. Anscheinend liegt das an der Nahbarkeit, dem ehrlichen Bezug, meinen Erfahrungen und vor allem aber an meinem sarkastischen Schreibtstil, der den Mädels Freude bereitet und sie immer wieder kommen lässt.
Wie sieht dein typischer Arbeits(all)tag jetzt aus?
Nachdem der Wecker geklingelt hat, ist der erste Griff der zum Handy: Instagram öffnen und ein Bild posten. Anschließend mache ich mich für den Tag fertig, checke meine Termine und schaue, ob der vorbereitete Post sich auch so veröffentlicht hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Danach ist Facebook dran: Anfragen beantworten, auf Kommentare reagieren und den aktuellen Artikel teilen. Dann heißt es wieder kreativ werden: der nächste Post muss her. Wenn der Contentplan noch eine Lücke aufweist, suche ich im Netz nach Inspirationen, durchwühle mein Archiv, in dem ich mir Ideen festhalte oder schaue, ob mir sonst noch was einfällt. Die Idee wird dann umgesetzt und für den nächsten Tag vorbereitet. Wenn das alles abgehackt ist, geht’s an die organisatorischen und freiberuflichen Dinge. Rechnungen schreiben, Flüge buchen, Vorträge vorbereiten und schauen, dass ich alle Aufträge, die ich als freier Creative Director und Consultant am laufen habe, pünktlich und ordentlich umgesetzt werden. Da passiert’s ganz schnell, dass es 19 oder 20 Uhr ist und ich das Laptop samt stierem Computer-Blick zuklappe.
Was hast du vorher gemacht?
Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Modeschneiderin bei MarcCain in der Nähe von Stuttgart gemacht, da ich ins Modedesign wollte. Nach zwei Jahren Ausbildung wollte ich weg von Metzingen und rein ins Studentenleben bzw. in die Großstadt. In München habe ich dann 3,5 Jahre an der AMD Mode- und Designmanagement auf Bachelor studiert. Anschließend wollte ich nur eins: selbst Geld verdienen, Praxiserfahrung sammeln und die Branche erkunden. Über ein paar Zufälle bin ich dann bei der Cosmopolitan im Beauty Departement gelandet. Eigentlich unlogisch, da ich in die Mode und eher im Managementbereich arbeiten wollte. Dass ich dann aber zum Beautyfanatiker mutiere und meine unentdeckte Leidenschaft in Form von Photoshootings, Pressereisen und Beautytexten auslebe, hätte ich mir nie träumen lassen. Die Cosmo-Zeit war eine tolle und erfahrungsreiche Zeit, die nach 2 Jahren auf eigenen Wunsch zu Ende ging. Ich habe unglaublich viele tolle Leute kennengelernt, durfte Stars wie Jessica Alba oder Zoe Saldana interviewen und viel reisen. Dafür bin ich sehr dankbar, weil es die Grundlage für das geschaffen hat, was ich heute tue.
Das Beste an der Selbstständigkeit?
Das schönste ist selbstbestimmt zu sein. Wenn die Sonne scheint, verlagere ich mein Office ins Straßencafé. Wenn ich Lust auf ein Shooting habe, suche mit meiner Fotografin einen Termin aus und mache einfach. Kein Abstimmen mit Chefredakteuren, kein Betteln um Budget oder Urlaubstage und arbeiten wie es mir passt, das sind die schönsten Seiten der Selbstständigkeit. Zudem haben sich durch das Bloggen auch so spannende, kreative Freelance-Aufgaben ergeben, die ich als Cosmo-Mitglied nie hätte machen können bzw. sich nie ergeben hätten. Da kann ich mir als Selbstständige dann natürlich überlegen: hab ich da Lust drauf oder nicht? Ist die Bezahlung angemessen oder nicht? Diese Freiheit würde ich in einem Angestelltenverhältnis nie genießen können. Darunter fallen zum Beispiel Aufträge wie Kreativdirektion für Beautyshootings, Social Media Betreuung für Kosmetiklabels oder Beratung im Bereich Blogger Relations.
Was ist die größte Herausforderung?
Zum einen ist es die größte Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen. Tägliches Bloggen, Befüllen der Social Media Kanäle, Buchhaltung und Planung, ohne sich dabei selbst zu vergessen. On Top kommt noch die Koordination diverser externer Auftraggeber, die entweder Advertorials auf dem Blog buchen oder mich als Creative Director verpflichten. Das alles im Überblick zu behalten, nichts zu vergessen und alle zufrieden zu stellen, ist für eine Person schon ein Mammutprojekt, wodurch sich schon die nächste Herausforderung ergibt: Urlaub planen und überhaupt machen. Das ist nämlich fast unmöglich, wenn man für so viele unterschiedliche Auftragsgeber tätig ist. Wenn ich es dann mal schaffe, eine Ruhepause einzulegen, geistern mir trotzdem hundert Sachen durch den Kopf oder ich muss spontan dann eben doch ran, wenn der Schuh drückt.
Deine liebsten Blogs / Online-Magazine?
Ich mag die Seite Trés Click, die von zwei ehemaligen Grazia-Girls gegründet wurde, und auch gern den Blog This is Jane Wayne. Beide Portale schreiben mit einer guten Portion Humor, was mir persönlich am wichtigsten ist. Die gesamte Konsum- und Blogbranche nimmt sich in meinen Augen oft viel zu ernst, weshalb ich den humorvollen Ansatz der Autoren hier besonders schätze. Im Bereich Beauty lese ich vor allem die Onlinepräsenzen von Nylon, The Cut, die Beauty & Style Rubrik der New York Times, Refinery29, des Oyster Mags und natürlich – Into the Gloss.
Instagram-Crush?
Puh, bei über 1300 Abonnements gar nicht so leicht. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich, soweit ich das abschätzen kann, Instagram aus einem anderen Blickwinkel sehe wie normale User. Ich kann genau unterscheiden, wer für welchen Beitrag bezahlt wurde, welche Kampagne dahinter steckt und warum es den ein oder anderen Account überhaupt gibt. Ich muss aber sagen: Sarah Radowitz’s Account @Scalamari ist schon ganz schön weit vorn was Bilder, Unterhaltung und Witz angeht. Vor allem für eine Deutsche :-)
Vielen Dank liebe Swantje!
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